DFG-Projekt "Im Spannungsfeld von Bedarf und Akzeptanz – Die Nachfrage nach haushaltsbezogenen und familienunterstützenden Dienstleistungen in Deutschland und im internationalen Vergleich"

Projektbeschreibung

Ein wesentlicher Teil der sozialen Wohlfahrtsproduktion findet als unbezahlte, vor allem von Frauen geleistete, private Sorgearbeit im Haushalt statt. Allerdings gerät diese Form der gesellschaftlichen Arbeitsteilung im Zuge der gestiegenen Erwerbsorientierung von Frauen, demographischer Veränderungen und des Rückbaus sozialer Sicherungssysteme immer mehr unter Druck. Die entgeltliche Auslagerung der Sorge- und Haushaltstätigkeiten an Dritte wird dabei in Politik und Öffentlichkeit zunehmend als Lösung für die entstehenden Vereinbarkeitskonflikte erachtet. Jedoch wurde das spezifische Nachfrageverhalten nach entsprechenden Dienstleistungen bislang national und international kaum systematisch untersucht. In den wenigen vorhandenen Studien dominieren zum einen quantitativ orientierte ökonomische Ansätze, die aber inkonsistente Befunde aufweisen und aus soziologischer Perspektive zu kurz greifen sowie zum anderen kultursoziologisch informierte qualitative Untersuchungen, die wiederum relevante aber nur eingeschränkt generalisierbare Einsichten liefern.

Ziel des Projekts ist daher die systematische theoretische und empirisch-quantitative Analyse von Entwicklung und Determinanten der Nachfrage nach haushaltsbezogenen und familienunterstützenden Dienstleistungen in Deutschland und im internationalen Vergleich unter Einbezug dezidiert soziologischer Perspektiven. Die zentrale These ist, dass neben den in ökonomischen Studien hervorgehobenen Zeit- und Budgetrestriktionen, weitere noch kaum berücksichtigte Bestimmungsfaktoren einen wesentlichen Erklärungsbeitrag liefern.

Hierzu gehören erstens mit der Haushaltstätigkeit eng verknüpfte soziokulturelle Leitbilder zu Privatheit, Familie und Geschlecht. Zweitens wird aus wirtschaftssoziologischer Perspektive abgeleitet, dass mit ökonomischen Austauschbeziehungen einhergehende Qualitäts- und Vertrauensprobleme eine zentrale Rolle für die Akzeptanz und Inanspruchnahme der Dienste spielen. Drittens bilden institutionelle und wohlfahrtsstaatliche Rahmenbedingungen wichtige Determinanten für Arbeitsteilungs- und Auslagerungsentscheidungen von Haushalten.

Die empirische Umsetzung erfolgt mittels fortgeschrittener Regressionsverfahren und greift zum einen auf nationale und internationale Sekundärdatensätze zurück, die die Nutzung von Kinderbetreuung, Haushaltshilfen, Altenpflege, Food-Away-From-Home und Reparaturen erfassen. Zudem wird auf eine bereits erfolgte Primärerhebung im Rahmen des Beziehungs- und Familienpanels pairfam zurückgegriffen, die eine Überprüfung der noch neuen kultur- und wirtschaftssoziologischen Überlegungen ermöglicht.

Das Projekt liefert nicht nur umfassende Einsichten in die vielschichtigen Bestimmungsfaktoren der Nachfrage und die Tragweite etwaiger neuer gesellschaftlicher Sorgearrangements, sondern auch Aufschlüsse über die Relevanz kultureller Rahmungen für ökonomische Prozesse und soziale Ungleichheitsdynamiken, die sich aus der unterschiedlichen Inanspruchnahme der Dienste ergeben.

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